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Reizdarm / Reizdarmsyndrom (RDS)

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine der häufigsten Funktionsstörungen des Magen- und Darmtrakts und betrifft sehr viele Menschen.

Der Reizdarm ist eine chronische Darmerkrankung, bei welcher die Symptome von Person zu Person variieren können. In der Regel umfassen sie Bauchschmerzen oder Krämpfe, Blähungen, Durchfall, Verstopfung oder eine abwechselnde Kombination aus beidem. Einige Menschen können auch zusätzliche Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit, Rückenschmerzen oder psychische Beschwerden wie Angstzustände oder Depressionen erleben.

Reizdarm Spezialist Arzt

Reizdarmsyndrom - Diagnostik

Im ersten Schritt sollten in zuvor (hoffentlich gründlich und ausführlich) erfolgten schulmedizinischen Untersuchungen organische Ursachen ausgeschlossen worden sein.

Für mich schließt dies folgende Punkte mit ein:

  • Endoskopische Untersuchungen inklusive einer Probengewinnung zur histologischen Begutachtung (Magen- und Darmspiegelung mit Entnahme von Stufenbiopsien)
  • Bildgebende Verfahren (Abdomensonographie, ggf. Computer- und Magnetresonanztomographie)
  • Ein ausführliche Medikamentenanamnese (vorbestehende Antibiotikatherapien etc.) sowie Reiseanamnese

Folgende Kranheitsbilder sollten ausgeschlossen worden sein: 

  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Chron und Colitis ulzerosa) sowie weitere seltene Erkrankungen des Dickdarms (z.B. lymphogene bzw. kollagene Colitis)
  • eine Histaminintoleranz (Was ist eine Histaminintoleranz?) und Zöliakie (Letztere serolog. und mittels Histologie)
  • Nahrungsmittelallergien vom Typ IgE und komplemtärmedizinisch auch vom Typ IgG (schulmedizinisch bis dato nicht anerkannt)
  • Bei Durchfall Ausschluss eines Gallensäureverlustsyndrom bzw. einer Bauchspeicheldrüseninsuffizienz mit Verdauungsenzymmangel
  • Eine Nicht-Zöliakie-Weizen Sensitivität (NZWS) sollte durch eine Ausschlussdiät abgeklärt werden (Was ist ein NZWS?)
  • Ausschluss einer bakteriellen Fehlbesiedelung des Dünndarms / SIBO (Was ist SIBO?), einer Lactoseintoleranz oder einer Fruktosemalabsorption
  • Infektiöse Erkrankungen des Magen-Darmtrakts (z.B. Helicobacter pylori, Parasiten z.B. Lambliasis, Darmparasitosen, u.a.)

Reizdarmsyndrom - Therapieoptionen

Viele Patienten bekommen bei einem Reizdarmsyndrom Protonenpumpenhemmer (laut der Krankenkasse Barmer 40% der Patienten) verschrieben. Der Nutzen und der Sinn sind fragwürdig, häufig werden Blähbeschwerden verstärkt, da der Mangel an Salzsäure zu einer Fehlverdauung (Maldigestion) führt. Es kommt dann zur Gärung unverdauter Nahrungsbestandteile in den tieferen Abschnitten des Dünndarms (Jejunum und Ileum) mit starkem Blähbauch, Bauchkrämpfen, Luftaufstoßen und den Abgang von Winden. Diese können geruchlos sein (Gärung) oder übelriechend (Fäulnis).

Ebenso bekommen viele Opiat-haltige Schmerzmittel verschrieben (44% häufiger als bei einer Vergleichsgruppe laut der Barmer).

Patienten mit einem Reizdarmsyndrom erhalten häufig auch Untersuchungen doppelt bzw. mehrfach, vor allem endoskopische Untersuchungen. Dies ist nicht nur sinnlos, sondern geht auch mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen durch die Untersuchungen einher und führt nicht zu einer Vertrauenssteigerung von Seiten des Patienten in Bezug auf die schulmedizinsche Diagnose und Therapie.

Schulmedizinisch mittlerweile anerkannte wirksame,  aber noch nicht ausreichende angewandte,  Therapieoptionen sind der Einsatz von Probiotika (laut S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauung und Stoffwechsel/DGVS Evidenzgrad A = höchster Evidenzgrad). Sie weist jedoch darauf hin, dass nur wenige Stämme aktuell über eine ausreichend belegte Wirkung anhand von Studien verfügen. Vor allem Bifidobakterien und Lactobazillen werden aktuell eingesetzt.

Aufgrund der Erforschung des menschlichen Mikrobioms (die Gesamtheit der Bakterien, die den Menschen besiedeln) erhalten wir neue Einblicke in die Entstehung von Krankheiten und im Bezug auf das Darmmikrobiom auch in Bezug auf das Zusammenspiel des Darms mit anderen Organsystemen.

Zweifelsfrei belegt ist mittlerweile die Darm-Hirn Achse. Bei 50 bis 90 Prozent der Patienten mit einem Reizdarmsyndrom treten Angststörungen oder Depressionen auf. Hierbei zeigen sich auch ganz spezifische Veränderungen im Darmmikrobiom. Die Gabe von einigen Probiotikastämmen konnte in Studien zu einer Verbesserung der psychischen Symptome führen.

Ebenso existiert ein enges Zusammenspiel mit dem Immunsystem (Darm-Immunsystem Achse). Ca. zwei Drittel des Immunsystems befinden sich im Darm (MALT: Mukosa assoziierter lymphatisches Gewebe). Die Entwicklung und Funktion des mukosalen Immunsystems im Darm hängt von der Anwesenheit der Darmbakterien ab. Die Bedeutung des Darm bei Autoimmunerkrankungen und chronischen Erkrankungen ist nach neuesten Erkenntnissen viel größer als bisher angenommen (s. auch Leaky Gut Syndrom).

Interaktionen mit weiteren Organen z.B. mit der Leber (Darm-Leber Achse) und viele Weitere rücken immer mehr in den Mittelpunkt aktueller Forschungen und die Erkenntnisse sind weitreichend, so dass wir uns in den kommenden Jahren auf viele neue und spannende Erkenntnisse freuen können.

Reizdarmsyndrom - Sprechstunde Dr. med. univ. Stefan Rohrer

Im Rahmen meiner Sprechstunde betreue ich Patienten/innen mit der meinen Meinung nach unglücklichen Diagnose eines Reizdarmsyndroms (hier werden bis dato schulmedizinisch noch nicht verstandene Krankheitsbilder unter dem Begriff  „Reizdarmsyndrom“ zusammenfaßt). Die geschilderten Beschwerden der Betroffenen werden leider viel zu häufig als psychosomatischbedingt bzw. unabwendbar abgetan.

Im Rahmen der Diagnostik in meiner Sprechstunde analysiere ich u.a. das Darmmikrobiom zusammen mit verschiedenen funktionellen Parametern im Stuhl (Calprotectin, EPX, Elastase, Zonulin, uvm.).

Ebenso suche ich nach ganzheitlichen Ursachen eines „Reizdarmsyndroms“. Danach erstelle ich in Zusammenschau aller erhobenen Befunde einen Therapieplan. Dieser setzt sich in der Regel aus pflanzlichen Produkten und Supplementen zusammen. Häufig müssen auch Umwelttoxine ursächlich in die Therapie miteinbezogen werden. Für den Therapieerfolg sind auch Veränderungen in den Ernährungsgewohnheiten unabdingbar.

Sollten Sie weitere Fragen zum Reizdarmsyndrom haben und/oder eine Sprechstunde vereinbaren wollen, kontaktieren Sie uns gerne jederzeit.